Einleitung
Übersicht
Editorial
Atomkraftwerke waren immer mehr als nur Energielieferanten. Sie waren ebenso Symbole des Fortschrittsglaubens wie erbittert bekämpfte und als solche angesehene Hochrisiken. Sie haben die Gesellschaft über Jahrzehnte gespalten und werden dies auch in Zukunft tun. Auch wenn in Deutschland die Nutzung der Kernenergie in wenigen Jahren beendet sein wird, werden die Gebäude, die Technik und das benutzte Material damit im wörtlichen und im übertragenen Sinn noch lange nicht aus der Welt sein.
In Biblis wird der Abschied vom Kraftwerk langsam aber sicher konkret. Die Redaktionen der Verlagsgruppe Rhein Main greifen aus diesem Anlass das Thema auf und begleiten den Prozess. So wird diese multimediale Geschichte auch immer wieder erneuert. Es lohnt sich also, immer wieder reinzuschauen.
Vom Aufbau zum Abbau
Im Juni 2011 verkündete die Bundesregierung das Aus für acht Kernkraftwerke und einen stufenweisen Atomausstieg bis 2022. Damit wurde die erst im Herbst 2010 beschlossene Laufzeitverlängerung zurückgenommen. Bis dahin verfolgte die Politik einen stufenweisen Atomausstieg mit Reststrommengen ohne festen Abschalttermin. Am 30. Juni 2011 beschloss der Bundestag mit großer Mehrheit das 13. Gesetz zur Änderung des Atomgesetzes: Damit erlosch die Betriebsgenehimgung für acht Kernkraftwerke in Deutschland, darunter das AKW Biblis mit Block A und B.
Das Aus für Biblis
ZitateAngela Merkels Wende„Fukushima hat meine Haltung zur Atomenergie verändert.“
„Im Licht des CO2-Problems ist die Kernkraft eine saubere, unter Sicherheitsaspekten verantwortbare Energie und auch für die Zukunft wichtig.“
Am 12. März 2011, einen Tag nach der Fukushima-Katastrophe, in der Rolle der Bundeskanzlerin:
„An so einem Tag darf man sicher nicht sagen, unsere Kernkraftwerke sind sicher. (Pause) Sie sind sicher.“
Regierungserklärung vom 9. Juni 2011:
„In Fukushima haben wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass selbst in einem Hochtechnologieland wie Japan die Risiken der Kernenergie nicht sicher beherrscht werden können." Zur Energiewende heißt es weiter: "Für dieses gemeinsame Projekt werbe ich mit aller Kraft und mit aller Überzeugung.“
Das Kraftwerk Biblis
Der Rückbau
Grundlage für einen Abbau
Die Stilllegung und damit der Rückbau des nuklearen Teils der Anlage erfolgt in der Regel erst einige Jahre nach der endgültigen Abschaltung. Zuerst muss ein Genehmigungsverfahren durchlaufen werden.
30. März 2017Genehmigung erteilt
RWE teilte mit, die Genehmigung sei ein wichtiger Meilenstein für die Stilllegung. "Wir sind gut vorbereitet, um mit dem sicheren Abbau beginnen zu können", erklärte Kraftwerksleiter Horst Kemmeter.
Die Grünen-Fraktion im Landtag in Wiesbaden zeigte sich erfreut. "Heute ist ein großer Tag für alle, die seit Jahrzehnten für den Ausstieg aus der hochriskanten Atomenergie streiten", meinte die energiepolitische Sprecherin Angela Dorn.
17. Mai 2017BUND klagt gegen Abbaugenehmigung
Der BUND bemängelt unter anderem, der höchstmögliche Schutz der Bevölkerung vor zusätzlicher radioaktiver Belastung sei nicht gewährleistet. Nötig seien niedrigere Strahlenschutz-Grenzwerte. Beim Abriss entstünden große Mengen radioaktiven Abfallmaterials. Das werde als nicht radioaktiv umdeklariert und lande auf Deponien, in Müllverbrennungsanlagen oder als Recyclingmaterial in Gegenständen.
Wie wird ein AKW zurückgebaut und was kostet das?
Alexander Scholl, Pressesprecher des AKW Biblis
Das AKW Mülheim-Kärlich
Von 1975 bis 1986 wurde auf einem 36 Hektar großen Gelände in Mülheim-Kärlich ein Druckwasserreaktor errichtet; ein weiterer geplanter wurde nie gebaut. Die Leistung von 1300 Megawatt entspricht dem eines Biblis-Blocks und genügt laut Betreiber RWE für die Versorgung des Großraums Köln-Bonn. Strom produziert wurde aber nur etwas mehr als ein Jahr lang bis zur Abschaltung am 9. September 1988.
Darauf, dass das auf Basaltboden gegründete Kraftwerk in einem erdbebengefährdeten Gebiet lag, war die Anlage ausgerichtet. Ihrem aus Gründen der Optimierung verschobenen Bau wenige Meter westlich des vorgesehenen Standorts aber war kein ordentliches Genehmigungsverfahren vorausgegangen, wie das Bundesverwaltungsgericht 1998 final feststellte.
Nach dem ersten Atomausstieg wurde Mülheim-Kärlich zur Verhandlungsmasse im Feilschen um Reststrommengen, die auf andere Kraftwerke verteilt wurden. Sieben von acht benötigten Abrissgenehmigungen wurden zwischen 2004 und 2014 erteilt. In zehn Jahren soll das Kraftwerk vom Erdboden verschwunden sein.
Wohin mit den Reststoffen?
Das Entsorgungskonzept
Was übrig bleibt, sind radioaktive Abfälle. In Deutschland unterscheidet man bei der Endlagerung zwischen wärmeentwickelnden radioaktiven Abfällen (z.B. angebrannte Brennelemente) und solchen mit geringer Wärmeentwicklung (z.B. Werkzeuge, Filter, Putzlappen). Letztere werden aktuell in Biblis zwischengelagert bis ein Endlager betriebsbereit ist. Die gebrauchten Brennelemente müssen am Standort zwischengelagert werden, bis ein Endlager für hochradioaktive Abfälle feststeht.
Endlager
Für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle ist weltweit noch kein Endlager in Betrieb. Auch in Deutschland wird gesucht. Erkundungsarbeiten am Standort Gorleben haben ergeben, dass das Bergwerk dort nicht geeignet ist. Die Arbeiten wurden im Juli 2013 beendet.
Das stillgelegte Eisenerz-Bergwerk Konrad bei Salzgitter wird aktuell zum Endlager umgerüstet. In Morsleben und Asse lagern bereits radioaktive Abfälle.
Ortsportrait Biblis
Die Gemeinde BiblisVerbundenheit mit dem Atomkraftwerk
Seit dem Atomausstieg 2011 ist vieles anders in Biblis. Von den einst 1000 Arbeitsplätzen sind noch rund 360 übrig, die Revisionen, wegen denen früher monatelang bis zu 1500 Monteure, Elektriker und Physiker in den Ort kamen, gibt es nicht mehr. Wenn jetzt über die Gemeinde im Kreis Bergstraße gesprochen wird, hat das oft den Tenor: In Biblis gehen die Lichter aus.
Zukunftsangst? Nein danke.
Eines ärgert die Gemeindebewohner: die Behauptung, dass ihr Ort stirbt. Vier Bibliser berichten.
Historischer Biblis-Film
16-Millimeter-Aufnahmen aus dem Jahr 1968Historischer Biblis-Film
Wir schreiben das Jahr 1968, die Stimme gehört Hans Jürgen Kanow, der damals den 17-Minuten-Streifen gedreht hat. Mit einer semiprofessionellen 16-Millimeter-Kamera, wie er sagt.
Positionen zur Atomkraft
Die Positionen
Ministerin Priska Hinz„Ich bin froh, dass der Ausstieg unumkehrbar vollzogen und Biblis stillgelegt ist.“
Dem Landtag gehörte die gelernte Erzieherin mit Unterbrechungen von 1985 bis 2005 an. Von 2005 bis zu ihrer Ernennung als Ministerin 2014 war Hinz Mitglied des Deutschen Bundestags, zuletzt als haushaltspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. 2008 sollte Hinz in einer – schließlich gescheiterten – rot-grünen Minderheitsregierung Kultusministerin werden.
Den Grünen gehört Hinz seit 1980 an.
Priska Hinzzur Zusammenarbeit mit dem Betreiber RWE
Kraftwerksleiter Horst Kemmeter„Der Rückbau ist durchgeplant für die nächsten 15 Jahre.“
An der FH Darmstadt studierte Kemmeter Maschinenbau mit Schwerpunkt Energie- und Wärmetechnik. Nach dem Abschluss Diplom-Ingenieur arbeitete er ab 1980 für den Maschinenbauer KSB; zwei Jahre später wechselte er zu RWE, dem Betreiber des wenige Jahre zuvor angefahrenen Kraftwerks Biblis. Auf eine Ausbildung zum Schichtleiter folgte die Betrauung mit Projekten. Ab 1998 war er zuständig für Revisionen, ab 2004 für die gesamte Produktion, die Werksfeuerwehr und die Ausbildung.
Von 2006 bis 2011 leitete Horst Kemmeter das RWE-Atomkraftwerk Emsland. Dann kehrte er nach Biblis zurück, wo er 2012 Nachfolger von Kraftwerksleiter Dr. Hartmut Lauer wurde.
Horst Kemmeterzum Wandel seiner Aufgabe vom Kraftswerksleiter zum Kraftswerks-Abriss-Leiter
Die Position der Atomkraftgegner
Heftig gestritten wurde dort schon mehrfach über das sogenannte Freimessen: Vorher schwachradioaktives Material, das nach einer Dekontamination für unbedenklich erklärt wird, kann nach der Messung freigegeben werden und damit entweder deponiert oder zurück in den Stoffkreislauf gebracht werden. Die „Bratpfanne aus Biblis-Schrott“ ist zum Sinnbild der Sorgen in dieser Hinsicht geworden. „Das Forum bringt nichts", ist von den Kritikern zu hören. Es könne kein Ersatz sein für ein rechtmäßiges Verfahren.
Mai 2017Informationsforum vor dem Neustart
Weil sich zuletzt so gut wie keine Bürger zu den gut 20 Teilnehmern des Forums gesellt hatten, zogen dessen Organisatoren die Notbremse. Nach einem Neustart soll das Informationsforum bürgerfreundlicher, interessanter und näher an Bibliser Themen sein. Dies wurde ausgerechnet in zwei Sitzungen beschlossen, bei denen die Öffentlichkeit ausgeschlossen war. „Das war für die Diskussion förderlich“, sagte der Bergsträßer Kreisbeigeordnete Karsten Krug im Mai 2017. Er ist einer der beiden Leiter des Informationsforums.
Volker AhlersVorsitzender des Vereins Atomerbe Biblis
Aber der an sich begrüßenswerte, „Rückbau“ genannte Abriss gebe ihm auch Anlass zu Befürchtungen. „In welcher Form findet er statt, was wird freigesetzt, wo bleibt das Material und wie lange?“
Ingo HoppeVerein AKWende
Die Lagerung des verstrahlten Mülls macht die Kritiker buchstäblich auf Dauer unruhig. „Castoren sind keine Lager-, sondern Transportbehälter“, sagt Ingo Hoppe. Irgendwann gingen die kaputt.
Die Kritik
Vor allem die ehrenamtlichen AKW-Gegner schildern, wie schwer es sei, einem auf Jahrzehnte angelegten hochkomplexen Verfahren zu folgen. „Wir stoßen an unsere Grenzen“, ist zu hören. Überdies kostet es Geld, Gutachten erstellen zu lassen oder gar juristisch vorzugehen.
Dr. Werner NeumannAtom-Experte des BUND Hessen
Nachdem der unter öffentlichen Druck geratene Energiekonzern RWE bald darauf eine „Informationsoffensive“ gestartet hatte, wurde es laut Neumann etwas besser. „Wir konnten im Sommer 2015 in den Büros von RWE Unterlagen einsehen.“ Eine einzige Enttäuschung sei dagegen das Verhalten der zu den Grünen gehörenden hessischen Umweltministerin, klagt Neumann. „Priska Hinz hat Transparenz angekündigt, aber das nicht eingelöst.“
Extras
ExtrasHistorischer Zeitstrahl und Lexikon
Nachweise
Impressum
Mitarbeit: Lars Hennemann, Regine Herrmann, André Hirtz, Christian Knatz, Sascha Kopp, Christian Stang, Felix Ostermann
Echo Zeitungen GmbH
Berliner Allee 65
64295 Darmstadt
(Anschrift gilt für alle im Impressum genannten Personen)
Handelsregister: Amtsgericht Darmstadt HRB 9256
USt.-Ident-Nr.: DE 238913101
Telefon: +49 6151-387-1
Telefax: +49 6151-387-2610
E-Mail: impressum@vrm.de
Vertreten durch die Geschäftsführer: Hans Georg Schnücker und Kurt Pfeiffer
Verantwortlich i.S.d. §55 RStV:
Lars Hennemann (Chefredakteur)
Zum ausführlichen Impressum:
http://www.echo-online.de/service/impressum.htm
Kraftwerksgelände
Werkstatthalle
Zwischenlager
Parkplatz
Lagerfläche
Blick von Außen
Der Weg in Block B
Der Weg in das Innere von Block B
Im Aufzug nach oben
Durch Schleusen
Versorgungsleitungen
Wenn etwas passiert...
Einmal umziehen!
Im Umkleideraum gibt es Schränke, in denen persönliche Dinge eingeschlossen werden können. Durch eine Sicherheitstür geht es in Umkleideraum Nummer 2. Dort liegen Werks-Unterwäsche und Overalls bereit. Jeder, der ab hier weiter geht, wird mit einem Sievertsmeter zur Messung der Strahlung ausgestattet.
Zeigt her eure Füße!
Verhindert werden soll so, dass radioaktive Stoffe über die Schuhe nach außen getragen werden.
Schutzhelm auf!
Die nächste Schleuse
Anzeige für Unterdruck
Achtung, Kontrolle!
Ein Rundgang durch Block B
Zum AnfangWie funktioniert ein AKW?
Zum AnfangBiblis erkunden
Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum AnfangTimeline
1890 - 1900
Zwei Jahre später erforschen Marie und Pierre Curie den Zerfall des Elementes Radium in andere Elemente und stellen fest, dass dabei ionisierende Strahlung abgegeben wird.
1940 - 1950
Genutzt werden die Erkenntnisse für die militärische Forschung während des Zweiten Weltkrieges.
Enrico Fermi gelingt am 2. Dezember 1942 die erste kontrollierte nukleare Kettenreaktion in einem Kernreaktor in Chicago.
Nach dem zweitem Weltkrieg ist Obninsk das Zentrum der zivilen Atomforschung in Russland und setzt den Startschuss der Atomkraftbewegung.
1950 - 1960
1959 wird in der Bundesrepublik Deutschland das Atomgesetz verkündet. Es ist die Rechtsgrundlage für den Bau und Betrieb von Kernkraftwerken.
1960 - 1970
Start für das AKW Biblis
Am 16. Juli 1974 beginnt der Probebetrieb von Block A des Atomkraftwerks Biblis. Am 26. Februar 1975 wird er regulär in Betrieb genommen, 1977 folgt Block B.
Kurze Zeit später stellt RWE einen Genehmigungsantrag für die Blöcke C und D. 1979 wird die Planung für Block D eingestellt, im September 1980 zieht RWE den Bauantrag für Block C zurück.
1970 - 1980
Zehn Wochen nach dem offiziellen Betriebsbeginn von Block A gibt es am 6. Mai 1975 die erste Meldung beim Bundesamt für Strahlenschutz: „Risse am Sekundär-Speisewasserbehälter“ im Block A. Im Juni wird ein weiteres Leck am selben Behälter festgestellt. Innerhalb von 35 Jahren werden im AKW Biblis mehrere hundert Pannen verzeichnet.
Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
2000 - 2010
Im Herbst 2008 kündigt RWE an, dass Biblis A für Wartungsarbeiten von Februar bis Mitte September 2009 abgeschaltet wird. Die verbleibende Reststrommenge kann daher noch bis ins Jahr 2010 produziert werden.
Ab 2010 verhandeln die schwarz-gelbe Bundesregierung und Energieversorger über eine Laufzeitverlängerung.
Reaktorkatastrophe von Fukushima
RWE muss Block A am Abend des 18. März 2011 herunterfahren, Block B ist wegen einer planmäßigen Revision bereits vom Netz. RWE folgt damit der Anordnung des Hessischen Umweltministeriums zur dreimonatigen Abschaltung der Anlage (sogenanntes Atom-Moratorium).
Am 1. April 2011 klagt RWE dagegen vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) und verlangt Entschädigung. Ende Februar 2013 urteilt der VGH, dass die angeordnete Stilllegung rechtswidrig war. Das Bundesverwaltungsgericht hat die gegen die Nichtzulassung der Revision gerichteten Beschwerden im Dezember 2013 zurückgewiesen. Dem Land Hessen droht nun eine Schadenersatzklage. Seit März 2014 beschäftigt sich im Hessischen Landtag ein Untersuchungsausschuss mit der Stilllegung des Kraftwerks.
Der Atomausstieg
Bis 15. Juni 2011 werden alle Atomkraftwerke, die vor 1980 gebaut wurden, direkt außer Betrieb genommen, somit auch Biblis A und B. Die maximale Laufzeit der Atomkraftwerke wird auf 32 Jahre begrenzt. Die drei neusten Atomkraftwerke Neckarwestheim II, Isar II und Emsland dürfen bis 2022 produzieren.
Das endgültige Aus für Biblis
Am 6. August 2012 beantragt RWE offiziell die Stilllegung und den Abbau des Atomkraftwerks Biblis.
Lexikon
Atom
Der Atomkern ist aus positiv geladenen Protonen und Neutronen, die keine elektrische Ladung tragen, aufgebaut. Er ist daher positiv geladen. Die Atomhülle besteht aus negativen Elektronen, die in der Hülle den Kern umkreisen.
Atome verhalten sich nach außen elektrisch neutral, da die Protonen- und Elektronenzahl gleich ist.
Radioaktivität und Halbwertszeit
Natürliche Radioaktivität entsteht beim Zerfall in der Natur vorkommender Nuklide (beispielsweise Radon). Induzierte Radioaktivität entsteht durch Beschuss einer Substanz mit Neutronen oder mit geladenen Teilchen in Teilchenbeschleunigern.
Die Halbwertszeit ist die Zeit, nach der von der ursprünglichen Menge eines radioaktiven Stoffes die Hälfte zerfallen ist.
Kontamination und Dekontamination
Verunreinigung mit radioaktiven Stoffen, zum Beispiel Verunreinigung von Arbeitsflächen, Geräten und Wasser. Die Strahlenschutzverordnung unterscheidet zwischen festhaftender und nicht festhaftender Oberflächenkontamination, bei der eine Weiterverbreitung der radioaktiven Stoffe möglich ist.
Dekontamination:
Beseitigung oder Verminderung einer Verunreinigung mit radioaktiven Stoffen mittels chemischer oder physikalischer Verfahren, zum Beispiel durch Abspülen oder Reinigung mit Chemikalien. Luft und Wasser werden durch Filtern oder Verdampfen dekontaminiert.
Atomgesetz
Das Atomgesetz ist Grundlage verschiedener Rechtsverordnungen.
Nachbetriebsphase und Restbetrieb
Während des Restbetriebs werden alle Systeme weiterbetrieben, die zur Rückhaltung radioaktiver Stoffe während der Stilllegung und des Abbaus erforderlich sind. Die Restbetriebsphase endet mit der Entlassung der Anlage aus dem Atomgesetz, also dann, wenn alle radioaktiven Stoffe freigemessen oder der Zwischen- bzw. Endlagerung übergeben wurden.
Petra Bauer
Petra BauerEhemalige Inhaberin der Bäckerei Reis
"Das ist vorbei, ebenso wie die Kuchen-Großbestellungen einer Fremdfirma."
Die Bäckerei schließt Ende 2016 - aber nicht wegen dem AKW
Wie haben die Bibliser den Bau des Kraftwerks gesehen?
Eine persönliche Bilanz zum Verhältnis zwischen den Biblisern und dem AKW
Kristian Pehar
Kristian PeharChef des Hotels “Lindenhof”
Geschäftsreisende statt Kraftwerks-Monteure
Der "Lindenhof"
Die Auslastung des Hotels
Bruno Neumann
Bruno NeumannVorsitzender des Wirtschafts- und Verkehrsvereins
Die Bibliser passen sich an
Die Bibliser Vereine sind vom Aus betroffen
Neumann zur Stimmung in der Kommune
Felix Kusicka
Felix Kusicka Bibliser Bürgermeister
“Biblis ist mehr als Atomkraft”
Biblis voller Energie
Ein neues Image für die Gemeinde
Stand Ende Mai/Anfang Juni
Horst Kemmeter
Kraftwerksleiter
19. Juli 2017: Offizieller Start für den Rückbau
Der Rückbau des AKW Mühlheim-Kärlich
Der Abbau eines AtomkraftwerkesBeim Abriss ist das Kraftwerk Mülheim-Kärlich der Anlage in Biblis gut zehn Jahre voraus.
Mülheim-Kärlich ist die Blaupause für den gemeinsamen Betreiber RWE, wie man eine solche auch im Stillstand mit hohem Risiko behaftete Anlage abreißt.
Chef der Anlage Mülheim-Kärlich
Das Kraftwerk wird zerlegt
Allerdings passt nicht alles in eine Gitterbox. Größerer Schrott wird entweder mit einem Bügeleisen-ähnlichen Gerät geprüft oder zerkleinert. Weil bei Letzterem Stäube entstehen, muss behutsam vorgegangen werden.
Besonders spannend wird es, wenn der Druckbehälter zerkleinert wird: das Herzstück der Anlage, in dem sich die Kernspaltung ereignete, die am Anfang der Krafterzeugung steht. In Gundremmingen und beim Forschungsreaktor Kahl am Main sei so etwas schon mit Erfolg und ohne Gefahr verschrottet worden, heißt es bei RWE.
Freimessen
Zehn Mikrosievert ist der Grenzwert der Strahlung, den Kritiker ablehnen, Behörden aber für richtig halten. Freimessen „nach B“ bedeutet, dass das Material auf die Deponie kommt, „nach A“ bringt es zurück in den Wertstoffkreislauf. Selbst einzelne Köcher des Abklingbeckens, in dem die längst abtransportierten Brennelemente gekühlt wurden, sind für die völlige Freimessung vorgesehen.
Wasser und Luft
Der Müll
In Biblis wird die Menge des radioaktiven Restabfalls beider Blöcke auf 5000 bis 6000 Tonnen geschätzt. Fast die Hälfte der Gesamtmasse gilt hier wie da als „ganz normaler Bauschutt“, wie ein RWE-Sprecher sagt. Auch das meiste aus dem „nuklearen Bereich“ von Mülheim-Kärlich soll nach Dekontamination und Freimessung in den Kreislauf der Güter zurückkehren.
Kontrolle
Mit Behörden hat der strauchelnde Energieriese in Mülheim-Kärlich mehr zu tun als mit Atomkraftgegnern oder Wissbegierigen. „Das Interesse hat deutlich nachgelassen“, erzählt Überwachungs-Leiterin in Mülheim-Kärlich, Dagmar Butz. Pro-aktiv mache RWE hier im Unterschied zu Biblis nichts mehr. „Wer fragt, kriegt Auskunft.“